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Waage = Stress?

Podcast: Körperwahrheiten – mit Marianne Brenninger


Morgens, kurz nach dem Aufstehen.
Du stellst dich auf die Waage.
Eine Gewohnheit, über die du gar nicht mehr nachdenkst.
Eine Zahl erscheint – und sie entscheidet darüber, wie du dich fühlst.

Genau hier ist der Punkt, an dem viele am liebsten abschalten würden.
Denn das Thema ist unangenehm.
Etwas, über das man nicht gerne spricht,
weil es Stress auslöst, Unbehagen, Druck.
Und doch lohnt es sich, weiterzuhören.

Vielleicht ist das genau der Grund,
warum sich die Zahl auf der Waage nicht nach unten bewegt.

Körperwahrheiten.
In diesem Podcast geht es um dich,
darum, was dein Körper dir erzählt,
darum, wie du mit dir redest und wie alles zusammenhängt.
Hier spricht Marianne Brenninger.

Ich begleite Menschen in Bewegung – körperlich, mental und im Nervensystem.
Im Alltag, im Training und auf dem Minitrampolin.
Heute geht es um beide Seiten:
darum, wann Wiegen hilfreich sein kann
und wann es mit Selbstfürsorge verwechselt wird.


Häufiges Wiegen – Kontrolle oder Überforderung?

Eine ältere Umfrage aus 2009 ergab,
dass jede vierte Frau und fast jeder fünfte Mann
sich mehrmals pro Woche oder sogar täglich wiegt.
Das ist eine erstaunlich große Zahl.

Die erste Frage lautet: Warum eigentlich?
Meistens, weil du abnehmen möchtest
und sehen willst, ob deine Diät wirkt.

Doch 95 % aller Diäten scheitern langfristig.
Zwei Jahre nach einer Diät
ist das Gewicht fast immer wieder da – oder sogar höher.
Und das hat Folgen für deine mentale Gesundheit.
Dein sogenanntes Diätgedächtnis verstärkt den inneren Stress.

Neue Studien zeigen:
Tägliches Wiegen erhöht den Cortisolspiegel,
verschlechtert den Schlaf
und verstärkt die Tendenz, dich selbst zu bewerten.
Dein Körper reagiert auf Druck mit Gegendruck.
Auf Kontrolle mit Rebellion.

Je stärker du versuchst, ihn zu disziplinieren,
desto lauter wird er sich wehren –
mit Hunger, Schlaflosigkeit, Gereiztheit
oder einem Bauch, der einfach nicht verschwindet,
obwohl du vermeintlich alles richtig machst.


Waage = Stress

Die provokante Aussage lautet:
Waage ist gleich Stress.

Viele sagen dann: „So ein Unsinn, ich wiege mich täglich, das ist für mich kein Problem.“
Und das mag stimmen – solange du dich dabei nicht bewertest.
Aber sobald die Zahl auf der Waage
über deine Stimmung oder deinen Tag entscheidet,
gilt: Waage ist Stress.

Untersuchungen zeigen,
dass Menschen, die sich täglich wiegen,
ein messbar höheres Cortisollevel haben
und stärker unter Druck stehen.
Der Körper bleibt in Alarmbereitschaft,
weil die Zahl zur Bewertung wird.


Was die Zahl auf der Waage nicht sagt

Wenn du Gewicht als Test deiner Disziplin verstehst,
verlierst du den Kontakt zu dir selbst.
Denn die Zahl auf der Waage
sagt nichts über Schlaf, Hormone, Verdauung oder Glykogenspeicher.
Sie kann sich allein durch natürliche Schwankungen
um bis zu zwei Kilogramm am Tag verändern.

Trotzdem entsteht der Reflex:
mehr Sport, weniger essen, härter arbeiten.
Das Ergebnis:
kein Frieden, kein Vertrauen,
nur noch mehr Kontrolle und Stress.

Das Problem ist also nicht die Waage.
Es ist deine Reaktion auf sie.

Wenn du die Zahl siehst und sofort denkst:
„Ich habe zugenommen, ich darf nichts mehr essen“,
dann schaltet dein Nervensystem auf Alarm.
Kampf oder Flucht – wegen einer Zahl.
Solange dein Puls steigt, wenn du dich wiegst,
ist die Waage kein neutrales Werkzeug,
sondern ein Auslöser.


Zwischen Kontrolle und Bewusstsein

Es ist leicht gesagt,
die Emotion aus dem Wiegen herauszunehmen.
Aber genau das ist der Schlüssel.

Wenn du die Zahl siehst,
dann ohne Bewertung, ohne Urteil.
Dein Körper hat sich nicht verändert –
nur dein Gedanke über ihn.

Studien zeigen:
Menschen, die sich wiegen,
ohne die Zahl emotional zu bewerten,
haben keine negativen psychologischen Effekte.
Sie nutzen das Wiegen als Orientierung,
nicht als Maßstab für Wert.

In Programmen, wo Feedback und Unterstützung dazukommen,
kann Wiegen sogar Stabilität bringen.
Das ist der Unterschied
zwischen Kontrolle und Bewusstsein,
zwischen Kampf und Kooperation.


Die politische Dimension

Es gibt auch eine gesellschaftliche Seite des Wiegens.
Eine Kultur, in der besonders Frauen lernen,
ihr Gewicht, ihr Aussehen und ihre Disziplin
ständig zu überwachen,
hält sie beschäftigt.

Wer sich täglich kontrolliert,
hat wenig Energie übrig,
um Strukturen zu hinterfragen
oder Grenzen zu verschieben.

So wird Selbstoptimierung
zur stillen Ablenkung vom Wesentlichen.


Superpower statt Selbstkritik

Wäre es nicht wunderbar,
wenn wir dieses Thema gar nicht mehr bräuchten?
Wenn jede Frau wüsste,
dass sie ihre Energie sinnvoller einsetzen kann,
als sich von einer Zahl kleinmachen zu lassen?

Was du bewegen, verändern, erschaffen könntest –
das macht so viel mehr Sinn,
als morgens auf einer Waage zu stehen.

Weil das Thema so vielschichtig ist,
geht es in der nächsten Folge weiter:
Wir schauen auf die Geschichte des Wiegens,
woher das alles kommt
und wie du konstruktiv und freundlich
mit der Zahl umgehen kannst,
wenn du sie nicht mehr als Gegner sehen willst.


Etwas anderes messen

Wie versprochen gibt es noch etwas,
das du wirklich messen kannst.
Etwas, das aussagekräftig ist.

Jedes Mal, wenn du dich wiegen möchtest,
stell dich daneben.
Atme.
Drei bewusste Atemzüge.
Spüre deine Füße am Boden,
den Körper im Raum,
den Moment, in dem du einfach da bist.

Diese drei Atemzüge sind messbar.
Das ist deine neue Messgröße.
Nicht, was du wiegst,
sondern wie verbunden du mit dir bist.

Diese kleine Übung
ist ein Teil der Arbeit,
die wir in EchtJetzt mit der NOFAR-Methode vertiefen.
Heute reicht dieser kurze Impuls.
Zieh ihn zwei Wochen lang durch.
Das ist keine Challenge –
es ist eine Rückkehr zu dir.


Abschluss

Wenn dir die Folge gefallen hat,
freue ich mich, wenn du sie bewertest oder teilst.
So können mehr Menschen Körperwahrheiten hören.

Und wenn du magst,
trag dich in mein Diarium ein –
das ist wie ein kleiner Brief von mir.
Wissenswertes, persönliche Learnings
und Einblicke, die keinen Platz im Blog haben.
Dinge, die ich früher auf Instagram oder im WhatsApp-Status geteilt habe,
bekommst du dort direkt ins Postfach –
nur, wenn es wirklich was zu sagen gibt.

Deine
Marianne.

Du steigst auf die Waage, sie zeigt eine Zahl – und plötzlich entscheidet sich deine Stimmung.
Aber was sagt diese Zahl eigentlich wirklich aus?
In dieser Folge geht es um die psychologische und körperliche Wirkung des Wiegens, um Stress, Kontrolle und den Jojo-Effekt.
Marianne Brenninger zeigt, warum Wiegen selten neutral ist, welche Reaktionen im Körper entstehen – und weshalb es manchmal gesünder ist, die Waage einfach stehen zu lassen.